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Top-Model mit 65

Die gebürtige Vorarlbergerin Gabriela Rickli-Gerster ist mit 65 Jahren ein international gefragtes Ladymodel. Mit grauen Haaren, lebensfrohem Charisma und einer unglaublichen Fitness stiehlt sie auf großen Bühnen allen die Show. Kürzlich lief sie für Vivienne Westwood bei der Londoner Fashion Week.


Du strotzt vor Lebensfreude, bist unglaublich fit, fröhlich und mit 65 Jahren am Zenit deiner Modelkarriere. Siehst du dich ein Stück weit als Best-Age-Botschafterin?

Es ist schön für mich, durch meine Arbeit den jungen Menschen zeigen zu können, dass Alter nur eine Zahl ist und nicht automatisch ein Zeichen für weniger Lebensqualität bedeutet. Und älteren Menschen kann ich vorleben, dass man nie aufhören soll, seine Träume zu leben, ganz gleich, wie «crazy» sie für andere sein mögen.


Woher kommen deine unbeschreibliche Energie und deine gesunde Lebenseinstellung?

Die hat vielleicht schon mit einem Erlebnis begonnen, das ich im Alter von 24 Jahren hatte. Damals habe ich aus gesundheitlichen Gründen eine Vollfastenkur ausprobiert. Der alten Weisheit «Fasten ist eine Operation ohne Messer» wollte ich eine Chance geben und trank unter ärztlicher Leitung 14 Tage nur Wasser. Danach folgte ein zweiwöchiger, langsamer Aufbau mit rohem Obst und Gemüse. So zu Fasten ist wirklich hart und ich fragte mich öfters wozu ich mir diese Tortur antue? Nach der Kur, war ich allerdings wie neu geboren! Ich durfte am eigenen Leib erleben, wie Fasten und die neue Art der Ernährung danach – sie bestand aus vorwiegend Obst und Gemüse -, meine Gesundheit positiv veränderte. Sogar die geplante Operation wurde überflüssig. Ich fühlte mich auf allen Ebenen leicht, beweglich und befreit wie nie zuvor. Es geschah etwas Magisches mit mir!


Wie äußerte sich das neue Lebensgefühl?

Es weckte in mir ein Interesse für Ernährung und Gesundheit. Ich wollte mehr über die Zusammenhänge herausfinden. Durch die Fastenkur war mein Körper sensibilisiert und ich konnte plötzlich deutlich spüren, was mir guttat und was nicht. Wenn man sich über Jahre «zumüllt», verliert man diese Fähigkeit leider. Die Rechnung war ganz einfach: ernährte ich mich schlecht, reagierte mein System sofort mit Müdigkeit, Schlappheit oder Unwohlsein. Ernährte ich mich mit frischen Lebensmitteln, war ich fit und munter, schlief wunderbar und hatte auch einen ausgeglichenen Gemütszustand.


Welches Erlebnis führte zu deinem Verzicht auf Fleisch?

Nachdem ich im Fernsehen einen grausamen Tiertransport-Film sah, konnte ich nicht fassen, was fühlende Lebewesen auf diesen Tiertransporten und in Schlachthäusern alles erleiden mussten, nur damit wir unseren: «Gaumenkitzel» haben. Mir wurde klar, dass ich mitverantwortlich am Tierleid bin, solange ich Fleisch esse und Tierprodukte konsumiere. Weinend sah ich mir den ganzen Bericht in einer Art Schockzustand bis zum Ende an und fasste den Entschluss, dass ich die Welt ausserhalb meiner vier Wände nicht verändern kann, aber innerhalb meiner vier Wände sehr wohl bestimmen darf, was dort in Zukunft konsumiert wird. Tierschutz ist mir ein wichtiges Anliegen, weil sich die Tiere selber nicht schützen können und unseres Schutzes bedürfen. Nur weil man etwas tun kann, heisst es nicht, dass man es auch tun darf!


Von einem Tag auf den anderen hast du Fisch und Fleisch von deinem Speiseplan gestrichen?

Ja, seit 40 Jahre esse ich weder das eine noch das andere ohne Mangelerscheinungen oder sonstige Beschwerden. Mittlerweilen ist es so, dass ich Käse und andere Milchprodukte fast komplett verbannt habe. Die vegane Ernährung scheint die für mich verträglichste zu sein und ich bin bemüht, mich irgendwann 100% vegan zu ernähren. Seit dieser Umstellung fühle ich mich nur noch eines: «phantastisch»! Ich bin glücklich, dass mein Mann diese Ernährung sehr geniesst und Fleisch schon seit vielen Jahren auch für ihn kein Thema ist.


Was sagst du Menschen, die nur Bio-Fleisch vom Bauern essen?

Dem Schwein vom «Bauern um die Ecke» ist es egal, aus welchen Gründen es sein Leben lassen musste. Ich verurteile niemanden, der eine andere Einstellung als ich zu diesem Thema hat, aber man soll dazu stehen und mich nicht verurteilen, weil ich kein Fleisch mehr essen möchte. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man fit und fröhlich auch ohne Fleisch auskommt und keine Nahrungsergänzungsmittel schlucken muss. Lasst Euch nicht verunsichern und Euch einreden, dass ihr danach Mangelerscheinungen habt!


Aber Eiweiß braucht der Mensch?

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass aufgrund eines weltweit zu hohem Eiweißkonsums, Krankheiten wie Krebs, Herzkreislaufprobleme, Alzheimer, Parkinson, MS, Immunschwächen, Gicht, Rheuma, Arthritis u.v.m. dramatisch zunehmen. Abgesehen davon, steht eine eventuelle, notwendige Zufuhr von Vitamin B12 bei Vegetariern oder Veganern, in keinem Vergleich zu den Schäden, welche tierisches Eiweiss, in zu hoher Quantität anrichtet. Es gibt genug pflanzliches Eiweiss!


Welche Nahrungsmittel und Lebensgewohnheiten stehen auf deiner Wohlfühl-Liste?

Täglich viel Obst, Beeren, Gemüse sowie Kräuter in allen Variationen (roh, gedünstet oder gedämpft). Dinkel, Vollwertreis, Quinoa, Buchweizen, Gerste, Hirse, Hafer, Mais. Leinsamen, Sesam. Nüsse, Sonnenblumen-, Kürbis- und Pinienkerne sind täglich im Speiseplan integriert. Hülsenfrüchte, Bohnen, Linsen ersetzen das tierische Eiweiß wunderbar. Datteln, Feigen für die süßen Gelüste, täglich viel warmes Wasser trinken, Tees je nach Bedarf, wenig Kaffee. Anstatt Kuh-Milch nehme ich zum Kochen: Soya-, Mandel-, Haselnuss-, Hafer- oder Reismilch. Kaltgepresste Öle: je nach Gericht. Ich versuche regelmässig zu essen, um Hungerattacken zu vermeiden. Denaturierte Nahrungsmittel streiche ich, denn wenn ein Produkt auf der Verpackung mehr als fünf Zutaten hat oder ich keine Ahnung habe, was die Beschreibungen bedeuten, lass ich es lieber im Regal. Rauchen war noch nie ein Thema für mich, also fällt hier schon mal ein Schönheitskiller für die Haut weg und die Lunge freut sich auch. Ohne Bewegung, Bewegung, Bewegung hilft auch eine gesunde Ernährung nicht viel. Ich versuche täglich mit meinem Mann an der frischen Luft zu laufen, denn Sitzen ist «das neue Rauchen»! Yoga hält mich geschmeidig und tut meinem Nervenkostüm gut. Zwei Mal pro Woche trainiere ich auf dem Power Plate.


Alte Gewohnheiten und deren Macht sind nicht zu unterschätzen. Wie bleibst du standhaft bei Versuchungen?

Je öfter man die «neuen» Gewohnheiten praktiziert hat, desto weiter rücken die «alten» in den Hintergrund und haben keine Macht mehr. Je früher man beginnt diszipliniert zu leben, desto leichter fällt es im Alter sein Gewicht zu halten. Wir können mit unserer Ernährung und genug Bewegung wählen, wie wir leben und uns fühlen wollen: Fit oder schlapp! Wenn man einmal am eignen Leib erlebt hat, dass «bewusster Verzicht» nichts Schlimmes ist, sondern erst richtig freimacht, isst man gerne gesund. Mir geht es darum, den Jahren mehr Leben zu geben und nicht dem Leben mehr Jahre. Wenn man die eigene Mutter mit Gichtschmerzen leiden sieht und weiß, dass diese zum großen Teil der fleisch-und käselastigen Ernährung zu verdanken sind, überdenkt man vieles!


Du bist seit vielen Jahren Model und läufst gerade zur Höchstform auf. Was ist deine tägliche Schönheitsroutine was die Hautpflege betrifft?

Die ist unspektakulär. Abschminkprodukte für Augen und Gesicht, meist eine gute Seife, Tonic Wasser, Augencreme, Feuchtigkeitscreme, Sonnenschutz, 1-2 Mal pro Woche ein Peeling, 1-2 Mal pro Woche eine Feuchtigkeits-Maske. Im Winter feine Basenbäder. Ich verwende praktisch nur Naturprodukte für Gesicht und Körper.


Du hast schon früh aufgehört deine Haare zu färben und hast sie einfach grau gelassen. Warum?

Das hat anfangs etwas Mut gebraucht. Als ich nämlich Ende 30 aufhörte die Haare zu färben, standen Trägerinnen von grauen Haaren noch für «alt, verbraucht, unattraktiv und jenseits von Gut und Böse»! Graue Haare waren, damals einfach für viele Menschen, nicht nur für die in der Werbebranche, ein absolutes «No-Go». Da ich aber vom Färben Kopfweh bekam, wollte ich es versuchen. Vor 25 Jahren war ich eine der ersten Models, die mit grauen Haaren in der Werbebranche Fuss fassen konnten. Heute ist der Markt voll mit tollen, attraktiven, grauhaarigen Frauen, die mit Lebensfreue, Klasse, Stil und sogar Sexappeal aus den Hochglanzmagazinen lachen. Gott sei Dank, haben sich die Zeiten gewandelt und «wir Grauhaarigen» haben eine andere Wahrnehmung bekommen. Kundinnen hatten es auch satt, 14jährige Kinder mit Antifaltencremen auf Plakaten zu sehen.


Du bist eine der seltenen Frauen, die ihre grauen Haare «lang» trägt…

Ja, es ist sehr schade, dass immer noch die Meinung herrscht, dass man im Alter kurze Haare tragen sollte. Das Gegenteil ist nämlich der Fall. Zu kurze Haare lassen die im Alter meist schlaffer werdende Kinnpartie und einen welken Hals, viel deutlicher in Erscheinung treten und es werden durch männliche Kurzhaarschnitte, im Alter härter werdenden Gesichtszüge im Allgemeinen noch hervorgehoben.


Kannst du auch in Sachen Beauty ein paar Tipps geben?

Es gibt auch ein paar Dinge die mir von je her schon wichtig waren: nie geschminkt ins Bett zu gehen, ausgiebige Sonnenbäder vermeiden und: schöne Zähne, Hände und Füsse sind ein Muss. Der schönste Schmuck für einen Menschen – ob Mann oder Frau - sind für mich neben einer schönen Haut, schöne, gesunde Zähne. Ein gepflegter Mund ist eines der wichtigsten Schönheitsmerkmale. Ein faltiges Gesicht mit schönen Zähnen ist allemal besser, als ein faltenfreies Gesicht mit schlechten Zähnen. Das gilt auch für gepflegte Hände und Füsse. Für Arbeit muss man sich nie schämen und es gibt Arbeiten, bei denen die Hände in Mitleidenschaft gezogen werden, aber Finger- und Zehennägel sollten trotzdem immer sauber und gepflegt sein. Entgiften und Entschlacken sind für mich schöne Vorstellungen, für Körper, Geist und Seele.


Neben den körperlichen «Schlacken» gibt es ja noch die geistigen und seelischen Gifte…? ?

Ja, im Geist und in der Seele, kann sich sehr viel Müll ansammeln! Dort «auszumisten» ist vielleicht nicht so einfach wie die Ernährung umzustellen, aber es lohnt sich, in diese Ecken zu schauen und dort aufzuräumen. Schlechte Gendanken sind ein sehr wirkungsvoller Schönheitskiller! Es nützt die beste Ernährung nichts und ein stundenlanges Abstrampeln im Fitnessstudio, wenn man missgünstig, neidisch, unzufrieden und böse ist. Ungute Gedanken hinterlassen schnell unschöne Spuren in jedem Gesicht. Gegen einen bösen Gesichtsausdruck hilft auch dauerhaft keine Creme oder Spritze. Seelenhygiene ist etwas sehr Wichtiges! Dazu gehört in erster Linie die Liebe zu sich selbst und seinen Nächsten.


Woher kommt deine unerschütterlich positive Ausstrahlung?

Mir wurde Gott sei Dank, eine grosse Portion Demut und Dankbarkeit in die Wiege gelegt und eine grundsätzlich positive Haltung anderen Menschen gegenüber. Ich gehe grundsätzlich auf alle Menschen offen zu und kann mich an Kleinigkeiten freuen, das ist ein Geschenk des Himmels. Auch die humorvolle Lebenseinstellung, mit der ich gesegnet bin, hat mich schon durch die garstigsten Situationen im Leben mit einem Lächeln getragen. Ich denke, der Trick im Leben ist, dass man es einfach aussehen lässt! Somit kann man sich selber beflügeln und alles wird leichter. Wenn man 60 Sekunden sein Gesicht zu einem Lachen verzieht – auch wenn man keinen Grund dazu hat – schüttet der Körper Glückshormone aus und unsere Stimmung wird automatisch besser. Was für eine tolle, einfache und «kostenlose» Lebenshilfe!


Jammern ist immer eine Bremse zum Glück, und Angst ein schlechter Ratgeber, heißt es.

Genau. Auch mein Leben hatte nicht immer nur Sonnenseiten und das ist bis heute so. Jammern hilft aber nichts. Dinge, die ich nicht ändern kann, nehme ich einfach mit Demut an und denke, es wird schon für etwas gut sein. Basta! Ausserdem bin ich jemand, der in Lösungen denkt und nicht in Problemen steckenbleiben möchte. Je schneller man sich von negativen Dingen oder Menschen trennt, desto einfach wird das Leben. Ich frag mich auch gerne, was kann ich daraus lernen oder: würde mich das auch noch ärgern, wenn ich nur noch ein halbes Jahr zu leben hätte? Das relativiert dann jedes Problem.


Wie gehst du mit «Energieräubern» um?

Wer griesgrämig ist, alles negativ sieht, sich selber immer nur leidtut, sich nicht mehr öffnen kann für neue Ideen, Projekte oder Menschen, schadet nicht nur seiner Gesundheit, sondern auch seiner Schönheit. Wie und was man denkt, steht einem ins Gesicht geschrieben. Zu positiv eingestellten Menschen fühlt man sich auch hingezogen und von den anderen abgestossen und das macht einsam. Jeder Mensch hat seine Schicksalsschläge, aber es kommt darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Ich gehe «Energieräubern» einfach aus dem Weg!


Was machst du, wenn du mal down bist?

Das Gefühl, «schlecht drauf zu sein», kenne ich in den letzten Jahren fast gar nicht mehr und wenn es mal kommt, verziehe ich mein Gesicht 60 Sekunden lang zu einem Lächeln und schon habe ich wieder Spass am Leben! Yoga und Laufen an der frischen Luft helfen mir ebenfalls sehr, ausgeglichen zu sein. Ein gutes Buch, klassische Musik oder alten Jazz lenken mich ebenfalls von Negativem ab und bauen Stress ab. Aber da hat wohl jeder Mensch seine eigenen Tricks.


Welche Lebensziele hast du?

Das ist eigentlich ganz einfach und unspektakulär. Ich möchte, dass ich das, wofür ich vom Schöpfer gedacht wurde, vor meinem Tod auch noch erfüllen kann. Es wäre auch schön, wenn ich mich noch ein paar Jahre bei guter Gesundheit an meiner Familie und meinen Freunden erfreuen dürfte. Auch würde mich freuen, wenn die Werbe- und Modebranche in Zukunft noch viele spannende Jobs für mich bereit hätte. Ich liebe das Modeln nach wie vor und vor allem die damit verbundene Freiheit, Jobs annehmen und ablehnen zu können. Wer kann das schon in seinem Beruf? Wach und interessiert bleiben und sein Herz nicht verschliessen hilft, das Älterwerden mit Freude zu geniessen.


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